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Auszeichnungen:
Von 1932 bis 1953 ist Georg von Opel ein Weltklasse-Ruderer und gewinnt u.a. sieben deutsche Meistertitel.
Georg von Opel, hier bei seiner Rede auf der Gründungsfeier der Deutschen Olympischen Vereinigung, ist Mitbegründer und erster Präsident der DOG.
In dieser Funktion ist von Opel Ideengeber und Begründer des "Goldenen Plan" für den Sportstättenbau.
Außerdem ist Georg von Opel, hier mit Berlins Bürgermeister Ernst Reuter und Bundessportwart Carl Diem, Mitbegründer der Deutschen Sporthilfe.
Georg von Opel ist eine der interessantesten Persönlichkeiten des deutschen Sports. Der Spross der Automobil-Dynastie und Enkel des legendären Firmengründers Adam Opel gehörte zu der inzwischen ausgestorbenen Generation der Universalsportler. Seine Begeisterung lebte der junge Mann, der als Vierzehnjähriger seine Eltern verloren hatte, unter anderem beim Boxen, Radsport, Schießen, Skilaufen und Tennis aus. Bis kurz vor seinem Tode im Jahre 1971 erlag der gebürtige Frankfurter wie zuvor sein älterer Cousin, der berühmte „Raketen-Fritz“, der Faszination der Geschwindigkeit und stellte fünf Automobil-Weltrekorde und sechs Weltrekorde mit einem Elektro-Auto auf.
Seine größte sportliche Leidenschaft aber galt dem Rudern, das er um die Erfindung des „liegenden Steuermanns“ bereicherte. Im Trikot des Rüsselsheimer Ruderklubs (seit 1943 Rudergemeinschaft Rüsselsheim-Flörsheim), dessen Vorsitzender er schon Anfang der dreißiger Jahre wurde, gewann er 116 Rennen und errang sieben deutsche Meistertitel, den letzten 1951 im „Opel-Achter“. Ironie des Schicksals, dass es dem Hessen als einem der weltbesten Einer-Ruderer versagt blieb, an Olympischen Spielen teilzunehmen. 1936 schnappte ihm der spätere Olympiasieger Gustav Schäfer im Ausscheidungsrennen knapp den Startplatz in Berlin weg. 1948 hätte er sich für die Sommerspiele in London gute Erfolgschancen ausrechnen können. Doch Deutschland blieb drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ausgesperrt. Von Opel aber hatte mit dem Finaleinzug 1932 bei der berühmten Henley-Regatta, bei der er 1951 im Achter noch einmal Zweiter wurde, sowie mit dem Gewinn der kanadischen (1933) und der amerikanischen Meisterschaft (1934) sein Können als Skuller auch ohne olympische Weihen international bewiesen.
Doch nicht Spezialistentum, sondern Vielseitigkeit auf den verschiedensten Feldern kennzeichnete sein Leben. Der Jugendliche, dessen Vater Carl von Opel im Ersten Weltkrieg geadelt worden war, wuchs gewissermaßen in den Rüsselsheimer Werken auf, mit denen die Opels zwischen 1926 und 1928 zum größten deutschen Automobilhersteller avancierten. Der Verkauf des Unternehmens an General Motors 1929 brachte der Familie eine Summe von 120 Millionen Reichsmark ein. Zu dieser Zeit begann der damals Siebzehnjährige eine technisch-kaufmännische Lehre. Mitte der dreißiger Jahre baute der Jung-Unternehmer das Autohaus Georg von Opel auf, das nach dem Krieg in zwanzig Niederlassungen und zwölf Verkaufsläden 2000 Mitarbeiter beschäftigte. Daneben hatte er außer anderen Mandaten von 1946 bis 1969 den Vorsitz im Aufsichtsrat der Continental Gummi-Werke AG inne, deren Großaktionär er war. 1956 gründete er die „Volkskraftstoff GmbH“, eine Tankstellenkette mit eigenen Lastzügen, einem 1000 Tonnen-Tankschiff und einem großen Lager in Offenbach, von dem aus er in ganz Deutschland VK-Benzin zu Niedrigpreisen verkaufte.
Spektakulär war 1938 seine Hochzeit mit seiner Cousine Irmgard von Opel, einer weltbekannten Springreiterin. Die Ehe, aus der die Söhne Carlo und Heinz hervorgingen, wurde 1957 geschieden. Noch im gleichen Jahr heiratete Georg von Opel die kolumbianische Diplomatentochter Maria Eugenia Adelaida Olozaga, die sieben Jahre später bei einem Autounfall ums Leben kam. Der dritten Ehe mit Sigrid Revers entstammen die Söhne Georg und Gregor, der 1971 nach dem Tode seines Vaters die Unternehmensgruppe übernahm und sie im Jahr 2005 an die Deutsche Bank verkaufte.
Erstaunlich, wie Georg von Opel neben dem erfüllten Privatleben und dem fordernden beruflichen Engagement noch Kraft für seine sportlichen Aktivitäten, für Afrika-Expeditionen als Groß-Wildjäger und Naturfreund – was sich in mehreren Büchern und der Gründung des Opel-Zoos im Taunus niederschlug –, für das Sammeln von afrikanischer und asiatischer Kunst sowie für vielfältige ehrenamtliche Tätigkeiten fand. Als Mitglied in siebzig Vereinen kannte er den Sport an der Basis und konnte diese Erfahrung als Vizepräsident des Deutschen Ruderverbandes und vor allem als Präsident des Deutschen Schützenbundes einbringen. Seinem Einsatz und Einfluss ist zum Beispiel der Aufbau der Deutschen Schießschule und des Bundesleistungszentrums (heute Olympiastützpunkt) in Wiesbaden zu verdanken. Daneben initiierte er die Stiftung Spazierengehen mit dem Ermunterungsabzeichen „Goldener Schuh“.
Doch das war längst nicht alles: Am 5. Januar 1951 war der Industrielle im Frankfurter Senckenberg-Museum zum Präsidenten der neu gegründeten Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) gewählt worden. Die Teilnahme der (bundes-)deutschen Olympiamannschaften 1952 an den Winterspielen in Oslo und an den Sommerspielen in Helsinki wäre ohne die DOG kaum möglich gewesen. Die DOG sammelte in diesem Jahr 630.000 Mark an Spenden und nötigte so dem Bundesinnenministerium einen Zuschuss von 400.000 Mark für die Olympia-Expeditionen ab. Georg von Opel brachte persönlich sein Renommee ein und unterzeichnete nächtelang im kalten Frankfurter Büro der DOG 12.000 Bettelbriefe. Mehr als 3,6 Millionen Mark stellte die DOG dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) in den ersten zwanzig Jahren zur Finanzierung der Olympiamannschaften zu Verfügung.
Wie damals weit verbreitet, hatte auch der Unternehmer, der als Gefreiter der Wehrmacht zeitweise sein eigenes Autohaus bewachte, keine Berührungsängste zu Eliten des Dritten Reichs. Das ehemalige NSDAP-Mitglied stellte Guido von Mengden, den Stabsleiter des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen (NSRL), als Hauptgeschäftsführer der DOG ein, der 1954 in vergleichbarer Funktion zum Deutschen Sportbund (DSB) wechselte. Dessen Nachfolger wurde Gert Abelbeck, vor dem Krieg Hauptbannführer der Hitler-Jugend und im NSRL Leiter des Jugendamts. Abelbeck erwarb sich als „Vater des Goldenen Plans“ für den Sportstättenbau große Verdienste. Der flächendeckende Bau vor allem von Sporthallen und Schwimmbädern nach dem Kriege ist ohne diese Aktion, die der DOG-Präsident einfädelte und ihr den Namen gab, nicht vorstellbar.
Mit der Gründung der Stiftung Deutsche Sporthilfe im Jahr 1967 sah sich die DOG ihrer Hauptaufgabe, Finanzmittel für die Olympiateilnehmer zu beschaffen, ledig. So hat Georg von Opel, der gemeinsam mit dem DSB- und NOK-Präsidenten Willi Daume die Sporthilfe ins Leben rief und ihr mit der DOG am Anfang Starthilfe gab, unabsichtlich selbst die Bedeutung der DOG dauerhaft geschmälert.
Als wären seiner Ämter nicht schon genug, wurde er 1966 in Rom zum Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gewählt. In dieser Eigenschaft rückte er ins NOK-Präsidium ein. Außerdem arbeitete er im Organisationskomitee der Olympischen Spiele von München 1972 mit, die er freilich nicht mehr erleben sollte. In diesen Funktionen hatte es der Frankfurter oft mit Willi Daume zu tun. Und es zeigte sich, dass der knorrige, eigenwillige Industrielle und der visionäre Schöngeist wie Feuer und Wasser waren. Die Spannungen entluden sich 1970 beim DSB-Bundestag in Stuttgart, als von Opel Daume frontal angriff und ihm mit Hinweis auf eine Mängelrüge des Bundesrechnungshofs vorwarf, er hätte 1963 bei der IOC-Session von Baden-Baden Geld verschleudert. Auch mit dem Sporthilfe-Vorsitzenden Josef Neckermann prallte der DOG-Präsident immer wieder zusammen.
Keine Frage, Georg von Opel war aus hartem Holz geschnitzt und nicht einfach zu nehmen. Wer ihn aber für sich gewonnen hatte, durfte sich eines verlässlichen Partners sicher sein, der für eine gute Sache besessen arbeitete. Dabei nahm er nach einem ersten Herzinfarkt 1966 auf seine Gesundheit keine Rücksicht. Den Rucksack voller Steine, versuchte er sich mit Märschen auf den zweithöchsten Taunus-Berg Altkönig, fit zu halten. Den zweiten Herzinfarkt im Jahre 1971 überlebte der 59-Jährige nicht. Ein Sportsmann von Klasse, ein nobler Mäzen und ein großer Gestalter des Sports hatte die Arena verlassen.
Steffen Haffner
Literatur zu Georg von Opel:
Georg von Opel (Hrsg.): Wir rudern durch die Zeit. Ein Ruderbuch für alle Freunde dieses Sportes und solche, die es werden sollen. Alsfeld 1950
Georg von Opel: Menschen, Tiere und Maschinen. Stuttgart 1955
Erik Eggers über Georg von Opel im Rudersport, in: Jahrbuch 2011 der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Sportwissenschaft e.V., Seite 171 ff, LIT VERLAG, Berlin - Münster, 2012