Fußball
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Erfolge als Trainer:
Joachim Löw ist bereits als Spieler erfolgreich - er läuft u.a. für den SC Freiburg und den VfB Stuttgart auf.
2004-2006 ist Löw als Assistenz-Trainer von Jürgen Klinsmann für die deutsche Nationalmannschaft verantwortlich.
Nach der Heim-WM übernimmt Löw das Amt des Cheftrainers. Mit einer jungen Mannschaft gelingen ihm schnell erste Erfolge, darunter der Vize-Europameistertitel und der 3. Platz bei der WM 2010.
Joachim Löw ist der erste von vier deutschen Weltmeister-Trainern, der selbst nie Nationalspieler war. Er spielte meist zweitklassig beim SC Freiburg. In der Bundesliga schaffte er weder in Stuttgart noch in Frankfurt den entscheidenden Durchbruch. Als Fußballer wäre ihm die Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Sports also kaum zuteil geworden. Als Trainer aber hat er sich einen Platz sogar direkt neben der Lichtgestalt Franz Beckenbauer mehr als verdient.
Dabei war nicht nur entscheidend, dass er für den Deutschen Fußball-Bund 2014 den vierten Stern vom Fußball-Himmel holte. Von Joachim Löw wird in gleichem Maße bleiben, dass es ihm gelungen ist, die Nationalelf als ein Modell für eine friedliche Gesellschaft zu formen. Nachdem er schon in Stuttgart (Pokalsieg 1997 und Europacup-Finale 1998) sowie in Innsbruck (österreichischer Meister 2002) Erfolge feiern konnte, wurde er 2004 Assistent von Bundestrainer Jürgen Klinsmann und nach dem deutschen „Sommermärchen“ 2006 dessen Nachfolger. Die Art und Weise, wie sich Löw an die Arbeit machte, ließ erahnen, dass sein Einfluss schon unter Klinsmann erheblich gewesen sein muss. Gesprochen hat er darüber allerdings nie.
Nach zwei guten Turnieren, aber zwei Niederlagen gegen die damals übermächtigen Spanier bei der EM 2008 (Finale) und der WM 2010 (Halbfinale) waren Löws wichtigste Markenzeichen längst offensichtlich: Kontinuität und Beharrlichkeit. Er ließ sich keinen Spieler einreden und erst recht keinen schlecht reden. Und auch als er bei der EM 2012 nach der bitteren Halbfinal-Niederlage gegen Italien zum ersten Mal massiv in die Kritik geraten war, ging er seinen Weg konsequent weiter. Er habe seine Aufstellung und Taktik zu sehr auf den Gegner abgestellt, hieß es. Er habe sich massiv verzockt.
Auch wenn die Kritik im Kern nicht völlig von der Hand zu weisen war, so hat sie Joachim Löw doch tief getroffen. Weil er ein akribischer Arbeiter ist und ihn der Begriff „Zocker“ tief beleidigt haben muss.
Löw wurde in Schönau (Landkreis Lörrach) im Schwarzwald geboren. Der Vater war selbstständiger Ofensetzer, Jogi der Älteste von vier Söhnen. Er besuchte das heimische Gymnasium bis zur Mittleren Reife und war Ministrant. Er hat mal erzählt: „Ich war halt ein Jugendlicher aus einer Kleinstadt in den 70er, 80er Jahren. Als Ältester hatte ich den schwierigsten Stand, ich musste mir vieles erst erkämpfen, um mal weggehen zu dürfen zum Beispiel. Die Regeln daheim waren schon streng. Ich bin dann relativ früh, so mit 17, von zu Hause weg und nach Freiburg gegangen. Wobei mir das Zuhause anfangs schon gefehlt hat. Wir waren ja eine große Familie, da war man sehr geborgen.“
Was und wieviel sich davon in seine Teamführung als Bundestrainer übertragen hat, ist nicht messbar. Beim Gewinn der Weltmeisterschaft 2014, dem größten Erfolg von Joachim Löw, präsentierte sich die DFB-Delegation jedenfalls als „Die Mannschaft“ wie sie inzwischen als Wort-Bild-Marke heißt, was ausdrücken soll, wofür sie steht: Kreativität, Spielstärke, Respekt, Fairplay – und daneben für Zusammenhalt, Teamgeist und Geschlossenheit.
Dies alles offenbarte sich beim legendären 7:1-Jahrhundertsieg im Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien, als „Die Mannschaft“ unter Löw nicht nur absoluten Weltklasse-Fußball zelebrierte, sondern auch noch weltweite Anerkennung erfuhr, weil sie dem Gegner in der schwersten Niederlage seiner Geschichte den nötigen Respekt entgegenbrachte. Dieses Spiel war der Höhepunkt der gesamten WM, der vierte Titel in der DFB-Geschichte wurde schließlich durch einen 1:0-Sieg nach Verlängerung gegen Argentinien errungen.
Ein halbes Jahr später hielt Joachim Löw bei der Verleihung des „Deutschen Medien-Preises“ in Baden-Baden eine viel beachtete Rede. Er entwarf dabei seine Vision einer friedlichen Welt. Mit Boateng, Mustafi, Khedira, Özil, Klose und Podolski waren in seinem WM-Kader sechs Spieler mit einem Migrationshintergrund. Und Löw führte aus: „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt, nicht seine Herkunft. Es gibt tolle Menschen in allen Kulturen und Religionen. Alle können hervorragend miteinander auskommen, wenn sie sich gegenseitig respektieren und die ausgemachten Regeln einhalten. Wir können und wollen den Menschen mit unserem Fußball viel Freude und Spaß bereiten. Und viele positive Emotionen auslösen. Aber wir sollten auch mit aller unserer Überzeugung dafür eintreten, andere Werte und Ziele zu verfolgen. Wie Integration, Eintreten gegen Rassismus oder Antisemitismus. Gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit...“
Joachim Löw sieht seine Mission noch lange nicht als erfüllt an. Nach dem WM-Gewinn 2014 erklärte er, dass er als Bundestrainer weiterarbeiten will.
Alfred Draxler, September 2015
Literatur zu Joachim Löw:
Christoph Bausenwein: Joachim Löw: Ästhet, Stratege, Weltmeister. Göttingen 2014
Christoph Bausenwein: Joachim Löw und sein Traum vom perfekten Spiel. Göttingen 2011