Hans Frömming

Trabrennsport

  • Name Hans Frömming
  • Sportart Trabrennsport
  • Geboren am 28. Juni 1910 in Berlin
  • Todestag 8. November 1996 in Hamburg
  • Aufnahme Hall of Fame 2008
  • Rubrik 60er Jahre

Erfolgreichster deutscher Trabrennfahrer

Hans Frömming, der erfolgreichste Trabrennfahrer der Welt, war schon zu Lebzeiten eine Legende und Identifikationsfigur einer ganzen Sportart. Elfmal gewann er zwischen 1933 und 1974 das Deutsche Derby, sechsmal siegte er im Preis der Besten, zehnmal im Adbell-Toddington-Rennen in Berlin, der ersten wichtigen Jahrgangsprüfung für das Traberderby.

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Seine international bedeutendsten Erfolge gelangen ihm in Paris und New York. 1964, 1965 und 1974 triumphierte er beim Prix d’Amérique in Paris-Vincennes. 1964 gewann er den Challenge-Gold-Cup in New York. Insgesamt fuhr „Hänschen“ Frömming (1,60 Meter) in mehr als 25.000 Rennen von 1926 bis 1988 zu 5.592 Rennsiegen. Er siegte noch 1985 mit 75 Jahren in Hamburg. Frömming engagierte sich auch als Funktionär und stellte sich in schwieriger Zeit der Hamburger Trabrenn-Gesellschaft als Präsident zur Verfügung. Während des 2. Weltkriegs versteckte er jüdische Freunde in Gestüten und Rennställen. „Wichtig ist, dass man Gutes tut, und nicht, dass man darüber spricht“, sagte der in den USA wegen seiner Zivilcourage Ausgezeichnete.

Hans Frömming

Trabrennsport

Größte Erfolge

  • 5.592 Siege
  • Elfmal Sieger im Deutschen Derby
  • Dreimal Sieger im Prix d’Amerique in Paris (1964, 1965
    und 1974)
  • Sieg im Challenge-Gold-Cup in New York (1964)
  • Zehn Siege im Adbell-Toddington-Rennen
  • 15-mal deutscher Champion
  • Viermal Sieger im Österreichischen Derby
  • Zweimal sieben Siege an einem Tag (1935 Berlin,
    1950 Hamburg)

Auszeichnungen

  • Großes Bundesverdienstkreuz
  • Goldenes Band der Sportpresse (1952)

Biografie

Der Mann besaß gleich drei sehr Respekt einflößende Vornamen – Wilhelm, Johannes, Arthur – aber gerufen wurde er immer unter dem Diminutiv Hänschen. Das hatte seinen Grund sicherlich in der schmalen Statur, die sich stark abhob von den Freunden, die sich in jenen zwanziger-dreißiger Jahren viel öfter trafen als die Sportler in späterer Zeit. Hänschen Frömming war oft zusammen mit dem Boxer Schmeling, dem Tennisspieler von Cramm, dem Eishockeyspieler Jaenecke, dem Rennfahrer Rosemeyer, dem Flieger Udet. Man sagt, es sei eine fidele Runde gewesen damals in Berlin.

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Hänschen Frömming war Trabrennfahrer – eine Zeitlang war er wohl der Beste der Welt in diesem Metier. Das war nicht unbedingt selbstverständlich, denn vor der Haustür in Berlin, wo er geboren wurde, lang die Radrennbahn von Steglitz. Frömming gehörte dort zu den Stammgästen, was auch seine Gründe hatte: Der Vater galt bei den Steherrennen der Radsportler als begehrter, erstklassiger Schrittmacher. Er starb nach einem schrecklichen Unfall – da war Hänschen Frömming gerade erst ein paar Wochen alt. Die Mutter zog mit dem kleinen Sohn zu ihrem Vater, der ein Fuhrunternehmen besaß, zu dem selbstverständlich auch Pferde gehörten.

Hänschen Frömming, der schmächtige Junge, lernte den Umgang mit Pferden, die allerdings nur eine entfernte Verwandtschaft mit jenen Rössern darstellten, die die Trabrennen bestritten. Die stabilen Kaltblüter, die man im Fuhrbetrieb braucht, reichten aber aus, eine Liebe zu den Pferden zu entwickeln. Der Großvater unterstützte diese Zuneigung und als Hänschen Frömming als Vierzehnjähriger die Schule verließ, kam er zu dem ungarischen Trainer Lichtenfeld, der sich in Berlin niedergelassen hatte. Frömming begann eine Lehre als Pferdewirt. Es war nicht einfach für den Jungen, der zu nachtschlafender Stunde aufstehen musste, um den Stall zu reinigen, die Pferde zu füttern und zu säubern – wenn er auf die Trainingsbahn durfte, galt das bereits als Erholung.

Schon als Sechzehnjähriger erhielt er seine Fahrerlizenz und im gleichen Jahr, 1926, feierte er auf der Bahn in Berlin-Ruhleben seinen ersten Sieg – zum Erstaunen von Trainer Lichtenfeld, der dem mageren Bengel das Trabrennen zunächst auszureden versuchte. Die Zweifel von Lichtenfeld begründeten sich auch darin, dass Frömming wegen seines niedrigen Körpergewichts immer eine Menge Handicap in Form von Bleiplatten mit sich schleppen musste. Aber dieser Gewichtsausgleich hinderte ihn nicht an weiteren Erfolgen. Als Neunzehnjähriger holte er sich sieben Siege im Jahr und galt bereits als der Beste unter den jungen Fahrern – ein Jahr später verdoppelte er die Zahl seiner Siege.

Sein erster Start im Ausland führte ihn nach Kopenhagen, aber hier traf er auf den berühmten Iren Charlie Mills, der in Hamburg geboren wurde und am Ende seiner Karriere 4361 Erfolge verzeichnete. Mills war insgesamt 18 Mal Gewinner des deutschen Championats. Der ältere Star und der junge Emporkömmling wurden bei aller Konkurrenz die besten Freunde. Das änderte sich auch nicht, als Hänschen Frömming wenige Tage nach seinem 23. Geburtstag mit dem Hengst Xyfra zum ersten Mal das Derby für sich entschied. In allen Zeitungen stand zu lesen, dass Frömming dem Pferd einige Paar Seidenstrümpfe über die Beine streifte, um irgendwelche Verletzungen von vornherein zu verhindern.

Dieses deutsche Derby hat er insgesamt elfmal gewonnen, viermal holte er sich auch das österreichische Derby, aber international am höchsten einzustufen sind sicherlich die drei Siege beim Prix d’Amerique in Paris-Vincennes – das Rennen, das jedes Jahr im Herbst schon so etwas wie eine Weltmeisterschaft darstellt. Die Franzosen lieben ihn und nennen den schmalen Mann fast zärtlich „le petit alleman“. Alles in allem sollen es 5592 Siege in mehr als zwanzigtausend Rennen gewesen sein – die Statistiker sind da nicht ganz einig. Frömming hat es oft hinaus in die weite Welt getrieben, wenn man glaubte, seine Hilfe zu brauchen. Er lebte lange in Hamburg und kehrte schließlich auch nach Hamburg zurück, nachdem er in Mailand und Paris wohnte. In Hamburg übernahm er die Präsidentschaft der Hamburger Trabrenngesellschaft. Er startet immer wieder in Skandinavien, wo man den Trabrennsport ganz besonders liebt. Die Amerikaner holen ihn für ihre Veranstaltungsserien und wieder begeistert er die Massen auf den Tribünen. 1949 wirkt er mit Hannelore Schroth und Albert Florath – damals erste Wahl als Filmschauspieler – in einem Film als der „Trabertrainer Hans“ mit; der Streifen hat den Titel „Derby“ und gehört sicherlich nicht zu den unvergesslichen Ereignissen der Zelluloid-Kunst. Aber man schrieb das Jahr 1949, in Deutschland gab es noch viele Trümmer und ein bisschen Unterhaltung brachte die Leute auf andere Gedanken. Schon wenige Tage nach Kriegsende brachte er auf der Wuhlheide beim Karlshorster Rennverein ein Feld zusammen, mit dem sich ein Rennen veranstalten ließ.

Einen schweren Sturz überstand er 1956 in Paris: Doppelter Schädelbasisbruch und seine Freunde befürchteten das Ende der Karriere. Aber Hänschen Frömming mochte nicht auf diese Weise abtreten: „Ich will selber entscheiden, wenn Schluss ist!“ Er kam wieder auf die Beine – allerdings behauptete er, den Geruchssinn verloren zu haben, was ihn aber weiter nicht stören würde. Schlimmer war einige Jahre danach ein Schlaganfall, der zu einer Behinderung am linken Bein führte.

In diesen nicht besonders angenehmen Stunden lernte er kennen, was es bedeutet, Freunde zu haben – und „Hänschen“ hatte im Lauf der Jahrzehnte viele Freunde gewonnen. In Hamburg hatte er mit seiner Frau 36 Jahre gelebt – Freunde kamen auch aus jenen Kreisen, die in den schrecklichen Jahren zwischen 1933 bis 1945 verfolgt wurden – Frömming hatte eine ganze Reihe von ihnen im Gestüt oder im Stall untergebracht, wo sie die schlimmen Zeiten sicher überstanden. Es ist eine Sache, über die er niemals viel redete.

Johannes, Wilhelm, Arthur Frömming wurde 86 Jahre alt, und die Reihe jener Freunde, die sich damals trafen – der Boxer, der Tennisspieler, der Eishockeyspieler, der Rennfahrer, der Flieger – hatte sich bereits vorher gelichtet. „Hänschen“ Frömming schrieb in einem Buch: „Ich würde immer sagen, dass der schönste Sieg der erste war. Das hat nichts mit dem Wert eines Sieges zu tun, denn der Traum eines Trabrennfahrers bleibt trotzdem das Derby, zumal ja jedes Pferd hier nur einmal starten darf. Was mich anbetrifft, so ist international natürlich der Prix d’Amerique das bedeutendste Rennen – ich habe es 1964, 1965 und 1974 gewonnen. Das letzte Mal hat man mich überreden müssen, überhaupt noch einmal auf die Bahn zu gehen. Wie man weiß, habe ich es nicht bereuen müssen.“

In den letzten Jahren, als er nur noch als Zuschauer auf die Rennbahn ging, hat man ihn oft auch auf anderen Sportplätzen gesehen – beim Tennis, beim Fußball, beim Boxen. Ein immer heiterer Mensch, der im Stall neben der Box für die Pferde einen großen Koffer voller Erinnerungen besaß, wie ihn andere kaum aufweisen können. Er sagte in dem Buch auch: „Mein letztes Rennen wird für mich der schwärzeste Tag meines Lebens sein!“

Ulrich Kaiser, Mai 2008

Literatur zu Hans Frömming:

Hans Frömming: 5000 Trabersiege. Ein Leben im Sulky. München 1969


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