Max Schmeling

Boxen

  • Name Max Schmeling
  • Sportart Boxen
  • Geboren am 28. September 1905 in Klein Luckow
  • Todestag 2. Februar 2005 in Wenzendorf bei Hamburg
  • Aufnahme Hall of Fame 2006
  • Rubrik 70er Jahre

Boxweltmeister aller Klassen

Als erster und einziger Boxweltmeister aller Klassen aus Deutschland gilt Max Schmeling bis heute als populärster Sportler des Landes. Vor allem seine Kämpfe in den USA machten ihn zum Massenidol.

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1930 gewann Schmeling gegen Jack Sharkey die WM im Schwergewicht, 1931 verteidigte er den Titel gegen Young Stribling. Im Rückkampf gegen Sharkey 1932 in New York wurde dem US-Amerikaner nach 15 Runden der Sieg zugesprochen. Schmelings berühmtester Kampf ging allerdings nicht um eine WM. Am 19. Juni 1936 wurde er in New York durch den Sieg in der zwölften Runde über den als unbesiegbar geltenden „braunen Bomber“ Joe Louis zum Idol – und von der NS-Propaganda missbraucht. Inzwischen selbst Weltmeister, gab Louis dem Deutschen 1938 in New York die zweite Chance, nach dem Titel zu greifen. Doch Schmeling unterlag in der ersten Runde. Obwohl von deutscher wie internationaler Seite als Vertreter des Naziregimes gesehen, wahrte Schmeling Distanz und trat nicht der NSDAP bei. 1938 versteckte er während der Novemberpogrome zwei jüdische Jugendliche in seinem Hotelzimmer und verhalf ihnen so zur Flucht. Dies wurde erst 1989 bekannt, als sich die geretteten Brüder in den USA zu Wort meldeten. Nach dem Krieg prägte sein Einsatz für bedürftige Menschen und Fairplay sein Leben.

Max Schmeling

Boxen

Größte Erfolge

  • Weltmeister im Schwergewicht 1930 bis 1932
  • Europameister 1927 im Halbschwergewicht
  • Europameister 1939 im Schwergewicht
  • 70 Profi-Kämpfe (56 Siege, davon 40 k.o./4 Unentschieden/10 Niederlagen)
     

Auszeichnungen

  • Deutschlands Sportler des 20. Jahrhunderts (1999)
  • Goldene Sportpyramide (2005, posthum)
  • Großes Bundesverdienstkreuz (1971)
  • Aufnahme in die International Boxing Hall of Fame (1992)
  • Bambi (1990 und 1999)
  • Ehrenbürger von Los Angeles und Las Vegas
  • Goldenes Band der Sportpresse (1929)

Biografie

Wann wird ein Mann zur Legende? Und wie? Die zwei Jahre vom Juni 1930 bis zum Juni 1932, in denen er Weltmeister aller Klassen war, können es alleine nicht gewesen sein. Man wäre sich nicht einmal ganz sicher, ob das tatsächlich die sportlich erfolgreichsten Jahre des Max Schmeling waren. Er gewann den Titel, als man den Gegner – Jack Sharkey – disqualifizierte wegen Tiefschlags; und er verlor ihn, als man dem gleichen Mann einen Punktsieg schenkte, den selbst die amerikanischen Beobachter als offenen Betrug ansahen. Dazwischen lag zwar der k.o.-Sieg über Young Stribling – aber wer erinnerte sich noch daran? Schmeling gewann und verlor als erster Europäer die Weltmeisterschaft durch Urteile, die man damals als Skandale betrachtete.

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Was war es dann? Der nie stattgefundene „Phantom“-Kampf gegen James Braddock? Braddock erschien nicht zu der pflichtgemäßen Zeremonie des Wiegens und wurde mit einer lächerlichen Strafe von tausend Dollar belegt. Der wahre Hintergrund lag offensichtlich darin, dass Braddock einen Titelkampf gegen Joe Louis unterschrieben hatte. Man sprach davon, dass Braddock in einer zusätzlichen Klausel für die Dauer von zehn Jahren aus allen Einkünften von Louis zehn Prozent erhalten sollte. Joe Louis besiegte Braddock und verteidigte seinen Titel insgesamt 25 Mal. Es waren diese Geschichten, die dem Berufsboxen in jenen Jahren einen seltsamen Ruf besorgten.

Max Schmelings Popularität bis zu seinem Tode resultierte sicherlich zu einem großen Teil aus den beiden Kämpfen gegen Joe Louis. Dieses erste Aufeinandertreffen im Juni 1936 wurde von dem Deutschen in der zwölften Runde entscheidend gewonnen. Louis, den sie den „braunen Bomber“ nannten, war ein haushoher Favorit – er war allerdings noch kein Weltmeister, so dass auch dieser Kampf nicht um den Titel ging. Schmeling sagte vorher, er habe etwas gesehen, und es war wohl die Faust, die Louis nach dem Schlag jeweils etwas sinken ließ. Auf jeden Fall sammelte Schmeling hier die entscheidenden Punkte für seinen damals sensationellen Sieg. In Deutschland sprachen die Nazis von der „Überlegenheit ihrer Rasse“ – sie prahlten mit einem „Sieg der Deutschen“. Man hat Schmeling später diese Äußerungen vorgeworfen, obgleich er nichts dafür konnte. Er hat im August 1938 wieder gegen Joe Louis geboxt und nach 124 Sekunden verloren. Dieses Mal stand der Titel, den Louis inzwischen gegen Braddock gewonnen hatte, auf dem Spiel. Vielleicht gab es sogar stärkere Gegner als Schmeling, aber Louis wollte unbedingt gegen jenen Deutschen kämpfen, der ihm die einzige Niederlage beigebracht hatte. In Deutschland saßen sie vor ihren Radios und hörten rauschend aus New York die Stimme des Reporters Franz Helmis: „Max steh auf!“. Schmeling boxte danach nie wieder in den USA.

Kann man durch eine Niederlage zur Legende werden? Box-Weltmeister im Schwergewicht werden sicherlich weniger schnell vergessen als die Weltmeister in anderen Sportarten. Das hat seine Gründe, dass hier wie nirgendwo sonst auch beim Betrachter Instinkte geweckt werden, die der Zivilisation zu widersprechen scheinen: Der Zweikampf mit den Fäusten ist wie ein Kampf ums Überleben in seiner nacktesten Form – daran ändern auch die festgeschriebenen Regeln nichts.

Max Adolph Otto Siegfried Schmeling war Sohn des Steuermanns Max Schmeling und dessen Frau Amanda. Der kleine Max war gerade ein Jahr alt, als die Familie aus Mecklenburg nach Hamburg zog. Der Vater, der bei der Hamburg-Amerika-Linie zur See fuhr, war in der Hansestadt dem Wasser näher. Max begann nach der Schule eine Lehre in einer Anzeigen-Spedition. Als Fünfzehnjähriger fand er Interesse am Boxen. Er arbeitete in einer Baufirma in Düsseldorf, aber er wurde nach Köln-Mülheim versetzt. Er wurde Mitglied im Mülheimer Box-Club. Er war 21 Jahre alt, als er durch einen k.o.-Sieg in der ersten Runde über Max Diekmann deutscher Meister im Halbschwergewicht wurde. Zehn Monate später war er Europameister dieser Klasse. Den ersten Kampf im Schwergewicht gewann er in Berlin um die deutsche Meisterschaft gegen den populären Franz Diener.

Max Schmeling hatte 1933 die deutsch-tschechische Filmschauspielerin Anny Ondra geheiratet. Die Nazis forderten ihn auf, sich von seiner Frau zu trennen; gleiches galt natürlich auch für seinen jüdischen Manager Joe Jacobs, durch den er nicht nur seinen Namen als „schwarzer Ulan vom Rhein“, sondern auch die Möglichkeit erhielt, in den USA zu kämpfen. Schmeling lehnte es ab, darüber überhaupt zu diskutieren. Er zog sich mehr und mehr mit seiner Frau aus der Öffentlichkeit zurück.

Als die Amerikaner damit drohten, die Olympischen Spiele 1936 zu boykottieren, schickte man ihn als Unterhändler nach New York. Er redete mit dem späteren Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Avery Brundage, und die Gefahr des Wegbleibens der Amerikaner war gebannt. Schmeling meinte später, er sei „grenzenlos naiv“ gewesen. Die Nationalsozialisten getrauten sich allerdings nicht wirklich, etwas gegen ihn zu unternehmen, weil er im Gegensatz zu anderen Sportler einen weltweiten Ruf besaß.

Max Schmeling und Anny Ondra kauften in Saarow-Pieskau unweit Berlins ein Anwesen, das durch einen Blitzschlag verbrannte. Im pommerschen Ponickel wollten sich die beiden niederlassen, aber das war gar nicht so einfach, weil die Machthaber ihn nach der schnellen Niederlage gegen Louis fallen ließen. Als der Krieg dann vorbei war, lag das Gut im nicht mehr erreichbaren Osten. Schmeling war 1941 als Fallschirmjäger auf Kreta abgesprungen und verletzt worden. Er galt als nicht mehr „kriegsverwendungsfähig“. 1945 ließen sich die Schmelings in Hamburg nieder. Er glaubte, mit Freunden eine neue berufliche Zukunft aufbauen zu können, aber man steckte ihn drei Monate ins Gefängnis. Seine Box-Karriere war zu Ende – er war vierzig Jahre alt – sein beträchtliches Vermögen war verloren.

Anfang 1947, als man dabei war, den Schutt der großen Städte aufzuräumen, erhielt er von einem Offizier der US-Militärregierung, der ihn aus früheren Tagen bewunderte, die Box-Erlaubnis für die amerikanische Besatzungszone. Max Schmeling quälte sich noch einmal durch unzählige Trainingsrunden – er wusste: das, was er richtig gut konnte, war das Boxen. Er stieg an seinem 42. Geburtstag in Frankfurt noch einmal in den Ring und schlug Werner Vollmer entscheidend. Es gab sogar ernst zu nehmende Beobachter, die die Meinung vertraten, Schmeling könnte trotz seines Alters noch einmal Großes gewinnen. Am 31. Oktober 1948 verlor er in Berlin seinen letzten Kampf gegen Richard Vogt – er verdiente dabei 40.000 neue deutsche Mark, mit denen er eine neue Zukunft begann. Er hatte in siebzig Kämpfen als Profi 56 Mal gewonnen, vierzig davon durch k.o. – er erlebte zehn Niederlagen und vier Unentschieden.

Er ließ sich mit seiner Frau in Hollenstedt/Wenzendorf bei Hamburg nieder. Er erhielt über einen Freund die norddeutsche Generalvertretung für Coca Cola. Es war ihm möglich, dem zum Freund gewordenen Joe Louis, der in finanziellen Schwierigkeiten war, zu helfen.

Was also ist es, was die Legende im Sport ausmacht? Eines ist sicher – es sind nicht nur die Siege, die Niederlagen gehören dazu.

Ulrich Kaiser, April 2006

Literatur zu Max Schmeling:

Martin Krauß: Schmeling. Die Karriere eines Jahrhundertdeutschen. Göttingen 2005
David Pfeifer: Max Schmeling – Berufsboxer, Propagandafigur, Unternehmer. Die Geschichte eines deutschen Idols. Frankfurt 2005
Volker Kluge: Max Schmeling. Eine Biographie in 15 Runden. Berlin 2004
Dorothea Friedrich: Max Schmeling und Anny Ondra. Berlin 2001


Weitere Mitglieder der Hall of Fame

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Hans-Ullrich „Ulli“ Wegner

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